Nach Tod von Schwarzem bei Festnahme Polizeichef tritt  zurück

  09 September 2020    Gelesen: 540
Nach Tod von Schwarzem bei Festnahme Polizeichef tritt  zurück

Im März starb Daniel Prude bei einem Einsatz der Polizei von Rochester. Nun gibt der Chef der dortigen Behörde sein Amt ab - weist aber alle Vorwürfe von sich.

Immer wieder machen in den USA derzeit Fälle von Polizeigewalt Schlagzeilen. Der Vorgang in Rochester liegt zwar schon länger zurück, hat aber nun personelle Konsequenzen. Nach dem Tod eines Afroamerikaners bei seiner Festnahme durch die Polizei in der Stadt im US-Bundesstaat New York ist der dortige Polizeichef zurückgetreten.

La'Ron Singletary wies am Dienstag trotz seiner Entscheidung mit Nachdruck alle Vorwürfe zurück, er habe Fehlverhalten seiner Beamten vertuschen wollen. "Ich bin ein integrer Mann", sagte der afroamerikanische Polizeichef in seiner Rücktrittserklärung. Er bezeichnete sich als Opfer einer "Politisierung" des Vorfalls.

Der neu bekannt gewordene Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze hatte Anti-Rassismus-Demonstrationen in Rochester und auch in der Stadt New York ausgelöst. Der Polizeieinsatz mit dem Todesfall hatte sich bereits am 23. März ereignet, war aber erst Anfang September durch das Video von der Körperkamera eines Polizisten bekannt geworden.

Laut Autopsie liegt ein Tötungsdelikt vor
Darin ist zu sehen, wie der Afroamerikaner Daniel Prude nackt und unbewaffnet auf einer Straße liegt. Er wird zunehmend aufgeregter, nachdem die Beamten ihm Handschellen angelegt haben.

Weiter ist zu erkennen, dass Prude eine Spuckhaube aufgesetzt wird, ein Beamter drückt dann seinen Kopf auf den Boden. Die Haube soll verhindern, dass die Beamten bei dem Einsatz angespuckt werden. Der 41-Jährige verlor wenig später das Bewusstsein und starb eine Woche später im Krankenhaus.

Laut Lokalmedien kam die Autopsie zu dem Schluss, dass es sich um ein Tötungsdelikt gehandelt habe. Zu dem Einsatz gerufen worden war die Polizei von Prudes Bruder. Dieser sagte, er habe die Polizei wegen psychischer Probleme seines Bruders gerufen.

Polizisten dürfen vorerst nicht mehr arbeiten
Die sieben an der Festnahme beteiligten Polizisten wurden vom Dienst suspendiert. Die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaats New York leitete eine Untersuchung ein.

Seit der Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis Ende Mai hat sich in den USA eine heftige Debatte über Rassismus und Polizeigewalt entwickelt, die auch zu Protesten geführt hat.

Mitte August schoss die Polizei einem Schwarzen in der Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin mehrfach in den Rücken. Der Fall von Jacob Blake, der schwer verletzt überlebt hat, führte zu neuen Protesten.

Im Wahlkampf spielen die Vorfälle inzwischen eine zentrale Rolle. Präsident Donald Trump versucht, sich selbst mit Blick auf die Ausschreitungen als "Law-and-Order"-Präsident darzustellen. Sein Herausforderer Joe Biden wirft dem Amtsinhaber hingegen Versagen und das politisch motivierte Schüren von Ängsten und Ressentiments vor.

spiegel


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